Halswunde mit elf Stichen genäht
In Êlih (tr. Batman) ist ein Schwerbehinderter bei seiner Festnahme misshandelt worden. Mehmet Erol, Vater des 25-jährigen Medeni Erol und Stadtratsverordneter der DEM-Partei, warf der türkischen Polizei vor, seinen Sohn zuerst geschlagen und dann einen Diensthund auf ihn losgelassen zu haben. Das Tier biss dem jungen Mann in den Hals, die Wunde musste im Krankenhaus genäht werden, wie Anwälte der städtischen Rechtsanwaltskammer bestätigten. Nach dem Eingriff wurde Erol auf das Präsidium gebracht. Ihm werde vorgeworfen, an einer illegalen Demonstration gegen die Einsetzung eines Zwangsverwalters anstelle der abgesetzten Ko-Bürgermeisterin teilgenommen zu haben.
Der Vorfall ereignete sich am Donnerstagfrüh. „Wir wurden durch den Lärm von gepanzerten Fahrzeugen vor unserem Haus geweckt. Plötzlich und ohne Vorwarnung wurde unsere Wohnung mit einem Rammbock gestürmt“, schilderte Mehmet Erol gegenüber der Nachrichtenagentur MA. Mehrere Polizisten hätten den Kurden unmittelbar zu Boden gebracht und auf ihm gekniet, während weitere Beamte seine Kinder in einen anderen Raum brachten. „Ich wies sie noch darauf hin, dass Medeni eine geistige Behinderung hat. Aber kurz darauf hörte ich schon Hundegebell und die Hilferufe meines Sohnes. Als ich zu ihm gelassen wurde, lag er blutüberströmt auf dem Boden.“
Die Polizisten sollen Medeni Erol noch einen provisorischen Verband angelegt haben, bevor von den Beamten verständigte Rettungskräfte eintrafen. Diese hätten sich entsetzt über das Verhalten der Beamten gezeigt und den 25-Jährigen umgehend in das staatliche Lehr- und Forschungskrankenhaus im Zentrum von Êlih gebracht. Dort wurde die Bisswunde mit elf Stichen genäht. „Danach verfrachtete die Polizei meinen Sohn umgehend in eine Arrestzelle auf dem Präsidium. Unser Rechtsbeistand konnte Medeni sehen und bereitet eine Strafanzeige gegen die beteiligten Polizisten vor.“
Medeni Erol. Das Foto wurde von seinen Anwälten auf dem Präsidium aufgenommen © Mehmet Erol via MA
Proteste gegen Zwangsverwaltung
In Êlih finden seit Tagen Proteste gegen die Absetzung der Ko-Bürgermeisterin Gülistan Sönük statt. Der Politikerin der DEM-Partei werden angebliche Verbindungen zur Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) vorgeworfen, an ihrer Stelle sitzt seit Montag ein von der türkischen Regierung ernannter „Treuhänder“ als Zwangsverwalter im Rathaus. Auch die Ko-Bürgermeister von Mêrdîn (Mardin) und Xelfetî (Halfeti), Ahmet Türk und Mehmet Karayılan, wurden unter derselben Begründung abgesetzt und durch AKP-Beamte ersetzt.