HPG: „Unsterbliche Symbole des Zap-Widerstands“

Die Guerillakämpfer:innen Nûda Kedkar, Çiya Rûbar, Demhat Herekol, Tolhildan Hêvî und Cûdî Malazgirt sind im August im Widerstand gegen die türkische Invasion in der Zap-Region in Südkurdistan ums Leben gekommen.

Das Pressezentrum der Volksverteidigungskräfte hat die Namen von fünf gefallenen Guerillakämpfer:innen veröffentlicht. Nûda Kedkar, Çiya Rûbar, Demhat Herekol, Tolhildan Hêvî und Cûdî Malazgirt sind im August im Widerstand gegen die türkische Invasion in der Zap-Region in Südkurdistan ums Leben gekommen. Die HPG würdigen die Gefallenen als unsterbliche Symbole des opferbereiten Widerstands der Guerilla und erklären, dass ihr Kampf weitergeht. Den Angehörigen und dem kurdischen Volk sprechen die HPG ihr Mitgefühl aus.

                                

Codename: Nûda Kedkar
Vor- und Nachname: Leyla Güzel
Geburtsort: Erzîrom
Namen von Mutter und Vater: İpek – Mehmet Salim
Todestag und -ort: 29. August 2022 / Zap

 

Codename: Çiya Rûbar
Vor- und Nachname: Duçem Çelik
Geburtsort: Êlih
Namen von Mutter und Vater: Güneş – Nazım
Todestag und -ort: 21. August 2022 / Zap

 

Codename: Demhat Herekol
Vor- und Nachname: Mehmet Halit Taş
Geburtsort: Sêrt
Namen von Mutter und Vater: Kudret – Sabri
Todestag und -ort: 8. August 2022 / Zap

 

Codename: Tolhildan Hêvî
Vor- und Nachname: Umut Kurtuluş
Geburtsort: Düzce
Namen von Mutter und Vater: Emine – Göksel
Todestag und -ort: 27. August 2022 / Zap

 

Codename: Cûdî Malazgîrt
Vor- und Nachname: Sinan Öncü
Geburtsort: Mûş
Namen von Mutter und Vater: Zemzemu – Mühür
Todestag und -ort: 31. August 2022 / Zap

 

Nûda Kedkar

Nûda Kedkar ist in Erzîrom-Xinûs geboren und mit der kurdischen Kultur und alevitischen Werten aufgewachsen. Sie lernte die kurdische Befreiungsbewegung in den 1990er Jahren kennen, als diese wie in ganz Kurdistan auch in der Serhed-Region immer aktiver wurde. Weil sie mit ihrer Familie in eine türkische Großstadt zog und dort viele Jahre lebte, war die Bewahrung ihrer kurdischen Identität angesichts der herrschenden Assimilationspolitik ein ständiger Kampf für sie. Gleichzeitig musste sie für ihren Lebensunterhalt arbeiten und machte die Erfahrung, als Frau doppelt ausgebeutet zu werden. Sie beteiligte sich mit großem Engagement an Arbeitskämpfen, bis sie wegen des Vernichtungsfeldzugs gegen das kurdische Volk keinen Sinn mehr im Widerstand innerhalb des Systems sah. 2016 schloss sie sich in Gever (tr. Yüksekova) der Guerilla an und kam über Cilo und Çarçela schließlich in die Zap-Region, wo sie eine Grundausbildung bekam und sich intensiv mit der von Abdullah Öcalan vorgelegten Frauenbefreiungsideologie und ihrer eigenen Persönlichkeit auseinandersetzte. Wie sie selbst sagte, gab ihr das genossenschaftliche Leben in der natürliche Umgebung der kurdischen Berge eine große ideelle Stärke. In der Zap-Region kämpfte sie vom hohen Gipfel des Kurojahro bis zu den tiefen Schluchten am Flussufer in fast allen Gebieten.

Çiya Rûbar

Çiya Rûbar ist in Êlih (tr. Batman) geboren und in einer der kurdischen Befreiungsbewegung nahestehenden Familie aufgewachsen. Sie kannte die PKK bereits als Kind, denn aus ihrer Verwandtschaft hatten sich seit den 1990er Jahren viele Menschen dem Kampf angeschlossen. Ihre Persönlichkeit wurde von dem Widerstand ihrer Familie gegen die ständige Repression durch den türkischen Staat geprägt. 2016 kam ihr Cousin Rûbar (Egît Gülen) im Befreiungskampf in Dersim ums Leben. Çiya wollte ihn rächen und seinen Kampf weiterführen und schloss sich im selben Jahr in Garzan der Guerilla an. Dort blieb sie eine Zeitlang in der Praxis und war von dem kollektiven Leben beeindruckt. Danach kam sie nach Südkurdistan und machte eine Grundausbildung, bevor sie sich in Metîna und Heftanîn aufhielt und eine militärische Fachausbildung absolvierte. Anfang 2020 ging sie in den Zap und beteiligte sich mit großem Einsatz am Aufbau von Verteidigungsanlagen. Bei den türkischen Invasionen in den Jahren 2021 und 2022 kämpfte sie an vorderster Front gegen die Besatzungstruppen. Am 21. August kam sie bei einem Chemiewaffenangriff ums Leben.

Demhat Herekol

Demhat Herekol stammte aus Sêrt (tr. Siirt). Seine Familie gehörte zum Stamm der Alikî und war für ihre unerschütterliche Nähe zum kurdischen Befreiungskampf bekannt. Verwandte von Demhat schlossen sich der PKK an und er selbst erlebte die türkische Staatspolitik der Unterdrückung und Assimilierung aus unmittelbarer Nähe. Er war ein guter Schüler und bekam einen Studienplatz für die Ausbildung zum Bauingenieur in Kırklareli. Während seines Studiums beteiligte er sich an den Aktivitäten der kurdischen Jugendbewegung und nahm dabei eine führende Rolle ein. Weil die Repression stärker wurde und der Staat die Möglichkeiten für den demokratischen Kampf immer weiter aushebelte, suchte Demhat nach anderen Wegen. Für ihn kam es nicht infrage, seine kurdische Identität zu verleugnen und innerhalb des Systems zu leben. 2014 schloss er sich in Botan der Guerilla an. Er machte eine Grundausbildung und hielt sich eine Zeitlang in Qendîl und Heftanîn auf, 2016 kam er in die Zap-Region. Für ihn war eine kontinuierliche Weiterbildung auf militärischem und ideologischem Gebiet wesentlich. Wie er selbst sagte, empfand er es als ständige Aufgabe, durch die Diskussionen mit seinen Weggefährt:innen zu lernen und das eigene Wissen weiterzugeben. Im Zap beteiligte er sich trotz einer Augenerkrankung mit großer Energie an allen anfallenden Arbeiten und kämpfte bis zuletzt entschlossen an vorderster Front gegen die türkischen Invasionstruppen.

Tolhildan Hêvî

Tolhildan Hêvîs Familie stammte aus Amed (tr. Diyarbakir), er selbst wurde in Düzce in der Westtürkei geboren. Seine Familie stand der kurdischen Befreiungsbewegung nahe und er lernte die PKK bereits in jungen Jahren als eine für die unterdrückten Völker, Klassen und Frauen kämpfende Bewegung kennen. Als Heranwachsender wurde er in der Jugendbewegung aktiv und arbeitete zum ersten Mal in organisierten Strukturen. Unter dem Eindruck der Vernichtungspolitik des türkischen Staates und des Feldzugs des IS in Kurdistan und vor allem in Kobanê schloss er sich 2014 in Amed der Guerilla an. Von dort aus kam er zur Grundausbildung in die Zap-Region und entwickelte sich zu einem selbstbewussten Militanten, der sich mit den Auswirkungen des kapitalistischen Systems auf seine eigene Persönlichkeit auseinandersetzte und große Eigeninitiative zeigte. Er kämpfte fünf Jahre in Avaşîn und nahm an erfolgreichen Aktionen gegen den Feind teil. In dieser Zeit gewann er große militärische Erfahrung und beschäftigte sich mit den neuen Taktiken im modernen Guerillakampf. Danach ging er in die Zap-Region, wo er seit 2021 mit großem Mut und kreativen Methoden gegen die türkischen Invasionstruppen kämpfte.

Cûdî Malazgirt

Cûdî Malazgirt ist als Sohn patriotischer Eltern in Mûş-Kelê (tr. Malazgirt) geboren. Sein Umfeld war vom kurdischen Befreiungskampf geprägt und die Guerilla war ein Kindheitstraum von ihm. 2015 ging er in die Berge und wurde Freiheitskämpfer. In der Grundausbildung wurden ihm die ideologischen Grundlagen der PKK-Bewegung vermittelt und er las die Schriften von Abdullah Öcalan. Danach ging er in den Zap und übernahm verschiedene Aufgaben. Unter anderem beteiligte er sich mit großem Einsatz an der Errichtung von Tunnelanlagen, die bis heute von der türkischen Armee nicht eingenommen werden konnten. Seit 2021 kämpfte er in den unterirdischen Verteidigungsstellungen und in mobilen Einheiten gegen die türkische Invasion und trug mit seiner mutigen Entschlossenheit und seinen taktischen Fähigkeiten maßgeblich zum erfolgreichen Widerstand bei.