Acht Gefallene durch Chemiewaffen in Südkurdistan

Die Guerillakämpfer:innen Rohat, Şevîn, Şerda, Xemgîn, Zilan, Deniz, Sema und Demhat haben den IS bekämpft und überlebt. Sie sind durch türkische Chemiewaffen in der Zap-Region ums Leben gekommen.

Im Gebiet Çiyareş in Südkurdistan sind im April acht Guerillakämpfer:innen durch türkische Chemiewaffen ums Leben gekommen. Das teilt das Pressezentrum der Volksverteidigungskräfte (HPG) mit: „Bei den Chemiewaffenangriffen der türkischen Besatzungstruppen im Widerstandsgebiet Çiyareş in der Zap-Region sind unsere Weggefährt:innen Rohat, Şevîn, Şerda, Xemgîn, Zilan, Deniz, Demhat und Sema gefallen. Unsere Genossinnen und Genossen kämpften unter dem Kommando von Rohat und Şevin und werden als symbolische Militante des Zap-Widerstands unseren Kampf für immer anführen und für das Beharren auf einem freien Kurdentum stehen.“

                                      

Codename: Rohat Dengdar
Vor- und Nachname: Faysal Yılmaz
Geburtsort: Colemêrg
Namen von Mutter und Vater: Feyruz – Abdulkadir
Todestag und -ort: April 2022 / Zap

 

Codename: Şevîn Şemzînan
Vor- und Nachname: Zozan Erenç
Geburtsort: Colemêrg
Namen von Mutter und Vater: Nedime – Üzeyir
Todestag und -ort: April 2022 / Zap

 

Codename: Şerda Sosin
Vor- und Nachname: Şeyma Sancar
Geburtsort: Wan
Namen von Mutter und Vater: Nazlı – Halit
Todestag und -ort: April 2022 / Zap

 

Codename: Xemgîn Qelqelî
Vor- und Nachname: Emrah Sezgin
Geburtsort: Wan
Namen von Mutter und Vater: Şemsî Xanim – Burhan
Todestag und -ort: April 2022 / Zap

 

Codename: Zilan Besê
Vor- und Nachname: Sîmav Hesen
Geburtsort: Hesekê
Namen von Mutter und Vater: Kevser – Mehemed
Todestag und -ort: April 2022 / Zap

 

Codename: Denîz Reş
Vor- und Nachname: Naila Mezeh
Geburtsort: Kobanê
Namen von Mutter und Vater: Xeznê – İbrahim
Todestag und -ort: April 2022 / Zap

 

Codename: Sema Agirîn
Vor- und Nachname: Evîn Şêxo
Geburtsort: Hesekê
Namen von Mutter und Vater: Ehlam – Riyad
Todestag und -ort: April 2022 / Zap

 

Codename: Demhat Derwêş
Vor- und Nachname: Bekrî Derwêş
Geburtsort: Kobanê
Namen von Mutter und Vater: Rahime – Suheyl
Todestag und -ort: April 2022 / Zap

 

Rohat Dengder

 

Rohat Dengdar ist in Çelê in der nordkurdischen Provinz Colemêrg geboren. Er wuchs unter türkischer Militärbelagerung auf und kannte sowohl die Unterdrückung durch den Staat als auch den kurdischen Befreiungskampf bereits als Kind. Sein Onkel Dengdar ist in diesem Kampf gefallen und Rohat hegte große Sympathie für die Guerilla. Er erlebte selbst mit, dass der türkische Staat die kurdische Jugend nicht nur physisch auslöschen will, sondern auch eine kulturelle Vernichtung anstrebt und dafür den Missbrauch von Drogen fördert. 2013 schloss er sich der Guerilla an und hielt sich zuerst in der Region Avaşîn auf. 2014 ging er zur Verteidigung der ezidischen Gemeinschaft gegen den IS-Genozid nach Şengal und kämpfte mit großem Mut gegen die vom türkischen Staat unterstützten Islamisten. Er war einer der Heldinnen und Helden, die Şengal unter großen Opfern befreiten und die Verteidigung der Region 2018 den inzwischen aufgebauten ezidischen Widerstandseinheiten YBŞ übergaben. Rohat kehrte zurück in die Medya-Verteidigungsgebiete und wurde einer der Kommandanten der HPG in der Zap-Region. Dort kämpfte er jahrelang erfolgreich gegen die türkische Armee. Zuletzt war er Gebietskommandant in Çiyareş.

Şevîn Şemzînan

 

Şevîn Şemzînan stammte aus dem gleichnamigen Bezirk in Colemêrg. Şemzînan gilt als einer der zentralen Orte des kurdischen Widerstands und Şevîn wuchs in diesem Bewusstsein auf. Als 2012 eine revolutionäre Guerillaoperation unter dem Kommando von Reşit Serdar und Rojîn Gewda in Şemzînan durchgeführt wurde, schloss Şevîn sich dem bewaffneten Kampf an. Diesen Schritt bewertete sie als Neugeburt. Sie absolvierte eine ideologische Ausbildung und beschäftigte sich intensiv mit der Frauenbefreiungsideologie von Abdullah Öcalan. Auch auf militärischer Ebene entwickelte sie sich schnell weiter und wurde innerhalb kurzer Zeit zur Kommandantin. Sie hielt sich lange Zeit in Xakurke auf, wo sie die Guerillaaktivitäten koordinierte und selbst an zahlreichen Aktionen gegen die türkischen Besatzungstruppen teilnahm. Mit ihrer militärischen Erfahrung wurde sie zu einer der führenden Kommandantinnen der YJA Star. 2020 war sie zur Fortbildung in der Mahsum-Korkmaz-Akademie und übernahm Leitungsaufgaben. Danach ging sie in die Zap-Region und kämpfte gegen die türkische Besatzung.

Şerda Sosin

 

Şerda Sosin ist in Wan geboren. Als Jugendliche entwickelte sie ein Bewusstsein über die kurdische Frage und das kapitalistische System. Sie lehnte das Leben innerhalb dieses Systems ab und ging 2012 zur Guerilla. In den Bergen hielt sie sich in verschiedenen Regionen innerhalb der Medya-Verteidigungsgebiete auf und ging schließlich zur Verteidigung der ezidischen Gemeinschaft nach Şengal. Dort nahm sie an vielen Offensiven gegen den IS teil und trug zur Befreiung der Region bei. In dieser Zeit gewann sie große militärische und organisatorische Erfahrung, die sie mit ideologischer Bildung vervollständigte. Nach der Befreiung von Şengal kehrte sie in die Berge zurück. Seit 2019 war sie eine der Kommandantinnen der YJA Star in der Zap-Region. Bereits bei der türkischen Invasion im Jahr 2021 nahm sie in führender Position am Widerstand der Guerilla teil.

Xemgîn Qelqelî

 

Xemgîn Qelqelî stammte aus dem gleichnamigen Bezirk in der Provinz Wan. Aus Qelqelî haben sich Hunderte junge Menschen dem kurdischen Befreiungskampf angeschlossen, Xemgîn wuchs in einem entsprechenden Umfeld auf. Er selbst ging 2015 als Reaktion auf das türkische Vernichtungskonzept zur Guerilla. Nach einer Grundausbildung in den Bergen beteiligte er sich an der Verteidigung von Mexmûr und Kerkûk gegen den IS und kämpfte an verschiedenen Fronten gegen die islamistische Invasion in Südkurdistan. 2018 kehrte er in die Berge zurück und kam in die Zap-Region, wo er die gewonnene militärische Erfahrung mit einer Ausbildung in modernen Guerillataktiken vervollständigte und sich ideologisch weiterbildete. Er nahm an zahlreichen Aktionen gegen die türkischen Besatzungstruppen im Zap teil und zeigte nach HPG-Angaben bis zum Schluss große Tatkraft und Willensstärke.

Zîlan Besê

Zîlan Besê stammte aus Dêrik in Rojava, kam jedoch in Hesekê zur Welt. Ihre Familie war bereits seit der Anfangszeit in der kurdischen Befreiungsbewegung aktiv und beteiligte sich mit großem Einsatz an der Revolution von Rojava. Viele Verwandte von Zîlan sind in diesem Kampf gefallen. Zîlan wuchs mit einem revolutionären Bewusstsein auf. Als sie alt genug war, schloss sie sich selbst der Bewegung an und motivierte viele weitere junge Menschen zu diesem Schritt. Sie arbeitete eine Zeitlang in Rojava und ging 2016 zur Guerilla in die Berge, wo sie zu einer professionellen Kämpferin der YJA Star ausgebildet wurde. Auf eigenen Vorschlag kam sie in die Zap-Region und leistete Widerstand gegen die türkische Besatzung.

Deniz Reş

 

Deniz Reş ist im Dorf Boxaz bei Kobanê geboren und gehörte dem Stamm der Kêtikî an. Ihre Angehörigen lernten Abdullah Öcalan noch persönlich kennen und übernahmen aktive Verantwortung im kurdischen Befreiungskampf. Deniz kannte die Maßstäbe der PKK für ein freies Leben bereits als Kind. Als der IS 2014 Kobanê angriff, leisteten viele Menschen aus der Region gemeinsam mit den apoistischen Militanten Widerstand. Einer dieser mutigen Menschen, die dabei gefallen sind, war Ahmed Reş, ein Onkel von Deniz. 2017 schloss sich Deniz der Guerilla an und absolvierte eine Ausbildung, mit der sie die PKK noch besser kennenlernte und sich intensiv mit dem Thema Frauenbefreiung auseinandersetzte. Sie entwickelte sich schnell weiter und wurde an einer Militärakademie zur Scharfschützin ausgebildet. 2020 ging sie in die Zap-Region und übernahm wichtige Aufgaben als professionelle Militante der YJA Star.

Demhat Derwêş

Demhat Derwêş ist in Kobanê geboren und gehörte dem Stamm der Kêtikî an. Er wuchs in der Atmosphäre der Revolution von Rojava auf. Seine Cousine Axîn Ronahî fiel 2017 im Kampf gegen den IS. Ihr Tod übte großen Einfluss auf Demhat aus und festigte sein Bewusstsein von der Notwendigkeit des bewaffneten Kampfes. 2020 ging er in die Berge und wurde Guerillakämpfer. Sein erstes Praxisgebiet war Gare, danach ging er in die Zap-Region und kämpfte zuletzt in Çiyareş.

Sema Agirîn

Sema Agirîn ist im Dorf Mişefre bei Hesekê geboren und in der Atmosphäre der Revolution von Rojava aufgewachsen. Ihre Kindheit und Jugend waren von der Unterdrückung des Baath-Regimes, den Massakern des IS und den Angriffen des türkischen Staats geprägt. Mehrere ihrer Verwandten schlossen sich dem kurdischen Befreiungskampf an, einige von ihnen sind gefallen. Sie selbst ging 2019 zur Guerilla. In den Bergen wurde sie militärisch und ideologisch ausgebildet und entwickelte sie sich schnell weiter. Zuletzt kämpfte sie in Çiyareş in der Zap-Region.

Die HPG bezeichnen Rohat, Şevîn, Şerda, Xemgîn, Zilan, Deniz, Sema und Demhat als beispielhafte Vorkämpfer:innen für ein würdevolles Leben in Kurdistan und sprechen den Angehörigen und dem kurdischen Volk ihr Mitgefühl aus.