Bevölkerung fordert Freilassung der Gefangenen
Die Bewegung freier ezidischer Frauen (TAJÊ) hat am gestrigen Dienstag als Antwort auf die anhaltende Gefangennnahme von fünf YBŞ-Kämpfern durch das irakische Militär eine Demonstration unter dem Motto „Das Volk und die Kämpfer sind vereint“ organisiert. Die Aktion wurde von den Institutionen der autonomen Verwaltung Şengals sowie von der arabischen Bevölkerung unterstützt. Immer wieder wurde angekündigt, die Proteste solange fortzusetzen, bis die Festgenommen wieder freigelassen werden.
„Der irakische Staat ist nicht verlässlich“
Der von den ezidischen Frauen angeführte Protestmarsch startete vor dem Gemeindezentrum in Sinunê und führte bis zum Şehîd Mam Zekî Boulevard, wo der Ko-Vorsitzende des Demokratischen Autonomierat Şengals (MXDŞ), Nayif Şemo, eine Erklärung abgab. Hierin prangerte er das Verhalten der irakischen Regierung an, die ihre Zusagen gegenüber der ezidischen Bevölkerung von Şengal nicht einhalte. Der Ko-Vorsitzende betonte, dass der Staat sich nach wie vor nicht um die Infrastruktur-Probleme in Şengal gekümmert und keine Schritte unternommen habe, damit die Vertriebenen in ihre Heimat zurückkehren können.
„Unser Kampf wird weitergehen“
Şemo hob hervor, dass die Region seinerzeit insbesondere durch YBŞ-Kräfte vom selbsternannten Islamischen Staat (IS) befreit und seither von ihnen geschützt wurde. Auch die Bevölkerung habe großen Widerstand gegen die Brutalität des IS geleistet. In diesem Prozess habe der irakische Staat den Ezid:innen keinerlei Unterstützung gewährt. Der Ko-Vorsitzende forderte den irakischen Premierminister in seinen abschließenden Worten erneut auf, die Freilassung der gefangenen Kämpfer zu veranlassen. „Unser Kampf wird weitergehen, bis unsere Kämpfer freigelassen werden“, betonte Şemo.
Hintergrund
Irakische Truppen hatten in der Nacht zum 18. März ein Fahrzeug der Widerstandseinheiten Şengals (YBŞ) im Zentrum von Şengal-Stadt in einem Hinterhalt angegriffen. Laut einer Erklärung der YBŞ-Kommandatur vom 20. März wurden dabei fünf ihrer Kämpfer von irakischen Soldaten gefangen genommen und drei von ihnen verwundet. Im gleichen Atemzug hatte das irakische Militär eine große Anzahl von Truppen und Panzern in das Zentrum von Şengal verlegt. Die Bevölkerung reagierte unverzüglich mit heftigen Protesten auf dieses von ihr als Provokation empfundene Vorgehen.
Nach Angaben des MXDŞ und des Kampfverbands YBŞ war die Armee aufgrund des Widerstands gezwungen, sich mit Delegierten von ihnen zu treffen. Im Anschluss an die Besprechungen, die am Freitagabend vergangener Woche stattfanden, beschloss das Militär, keine weiteren Truppen nach Şengal zu verlegen und seine derzeitigen Kräfte abzuziehen. Daraufhin ließen auch die Anspannung und die Proteste in der Region nach.