YPG/YPJ-International singen „Çerxa Şoreşê“

Kämpferinnen und Kämpfer von YPG/YPJ-International haben den Guerillamarsch „Çerxa Şoreşê“ gecovert – aus Anlass des 44. Gründungsjubiläums der PKK. Der dazugehörige Clip ist seit heute online.

In den Reihen der Volks- und Frauenverteidigungseinheiten (YPG/YPJ) in Rojava kämpfende internationalistische Freiwillige haben den kurdischen Guerillamarsch „Çerxa Şoreşê“ (Das Rad der Revolution) neu eingespielt – als Zeichen des Respekts vor dem kurdischen Befreiungskampf. Anlass ist das 44. Gründungsjubiläum der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK). „Wir wollen damit den seit mehr als vier Jahrzehnten andauernden Widerstand in Kurdistan in den Fokus der internationalen Öffentlichkeit rücken“, erklärt Bager Resistencia. Der zum Song gehörende Videoclip ist seit heute online.

Insgesamt acht Kämpferinnen und Kämpfer von YPG/YPJ-International aus Deutschland, Irland, den USA, Tschechien, Brasilien und Nordkurdistan waren an dem Projekt beteiligt. Auf die Frage, warum die Wahl auf „Çerxa Şoreşê“ fiel, sagt Bager Resistencia: „Uns war wichtig, die Ideen von Abdullah Öcalan für eine demokratische Nation hervorzuheben.“ Ursprünglich sei geplant gewesen, das Projekt anlässlich des zehnten Jahrestages der Rojava-Revolution umzusetzen. Bedingt durch die Angriffe des türkischen Staates gegen die Autonomiegebiete von Nord- und Ostsyrien (AANES) wurde die Realisierung jedoch verschoben. „Als militärische Kraft mussten wir unsere Hauptaufgabe erfüllten“, so Bager Resistencia.

„Çerxa Şoreşê“ begleitet seit drei Jahrzehnten den kurdischen Widerstand

Mit dem Aufkommen des Nationalbewusstseins und der Organisierung des kurdischen Befreiungskampfes wurden eine ganze Reihe von Liedern und Märschen komponiert, die Prozesse der Revolution und Hindernisse des Freiheitskampfes beschreiben, nach Lösungen suchen, den Widerstand organisieren und die Sympathien der Gesellschaft zur Revolution kanalisieren. Das Stück „Çerxa Şoreşê“, das von dem aus Efrîn stammenden Künstler Xelîl Xemgîn Ende der achtziger Jahre komponiert wurde, ist eines davon. Seit es erstmals auf einer Kundgebung in Griechenland gegen die Verbrechen am kurdischen Volk gesungen wurde, begleitet es jede Aktion, jeden Protest und jede Gedenkfeier der kurdischen Befreiungsbewegung – und auch den Guerillawiderstand. Deshalb sei die Wahl von YPG/YPJ-International eben auch auf dieses Stück gefallen.

Ob die Todesfälle innerhalb der kurdischen Bewegung in den Jahren 1987-1988, der Kampf in den Gefängnissen, der große Widerstand gegen den türkischen Staat in den Bergen Bagok und Bênavok, der Giftgasangriff des irakischen Regimes auf die Stadt Halabdscha – all diese Begebenheiten und noch viel mehr lenkten damals den Inhalt von „Çerxa Şoreşê“. Mit unverkennbarer Nähe spiegelt der Clip dies mit der eigenen Kreativität wider. Bager Resistencia fasst rückblickend auf die Diskussionen über die Szenen im Video zusammen: „Als internationalistische Mitglieder der YPG und der YPJ wollten wir unbedingt bildlich darstellen, wofür wir eigentlich kämpfen und was uns gesellschaftlich miteinander verbindet. Deshalb lag unsere Priorität darauf, jeden Moment und jede Dimension des Lebens widerzuspiegeln, nicht nur den Krieg.“


Besonders wichtig sei der Gruppe, den Krieg in Kurdistan und den „atemberaubenden Widerstand“ dagegen in allen Dimensionen mit dem Videoclip vor Augen zu führen, führt Bager Resistencia weiter aus. „Wir wollten die Weltöffentlichkeit, die sich derzeit auf den Krieg zwischen der Ukraine und Russland konzentriert, auf die Angriffe in Kurdistan aufmerksam machen. Seit einiger Zeit werden dort häufig chemische, nukleare und verbotene Waffen eingesetzt. Aber die internationale Gemeinschaft schweigt sich dazu aus. Hinzu kommt, dass die Angriffe auf Rojava seit einiger Zeit eskalieren. Mit unserem Musikprojekt wollen wir zeigen, was in Kurdistan vor sich geht.“

Die physische Freiheit von Abdullah Öcalan erkämpfen

In der Schlussszene des Videos zu „Çerxa Şoreşê“ sind zwei Parolen zu hören: „Bijî Serok Apo“ – zu Deutsch: Es lebe der Vorsitzende Apo (gemeint ist Abdullah Öcalan), sowie „Bijî Berxwedana Rojava“ (Es lebe der Widerstand von Rojava). Was es damit auf sich hat, erklärt Bager Resistencia mit den Worten: „Mit ‚Bijî Serok Apo‘ wollten wir betonen, wie wichtig die Ideen von Abdullah Öcalan, der seit bald 24 Jahren im Inselgefängnis Imrali isoliert wird, für diese Welt eigentlich sind. Der vor einem halben Jahrhundert mit Protagonisten wie Haki Karer und Kemal Pir [zentrale Identifikationsfiguren der PKK und Weggefährten Öcalans; beide türkischer Herkunft und internationalistische Revolutionäre] eingeleitete Befreiungskampf des kurdischen Volkes hat sich zu einem herausragenden Widerstand geformt, der überall auf der Welt Unterstützung und Achtung genießt. Deshalb müssen wir heute mehr denn je für die physische Freiheit von Abdullah Öcalan kämpfen.

Rojava hat gezeigt, dass große Revolutionen noch immer möglich sind

Die Parole ‚Bijî Berxwedana Rojava‘ steht im Grunde für den Gedanken, dass große Revolutionen, die ein freies Leben ermöglichen, auch nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion möglich sind. Die Rojava-Revolution ist ein Leuchtturm der Hoffnung im Kampf für eine herrschaftsfreie Welt und hat Frauen, die um ihre Freiheit kämpfen, ein lebendiges Beispiel gegeben. Denn sie ist eine Frauenrevolution. Frauen haben die ihnen angelegten Ketten gesprengt und sich eine neue Rolle in der Gesellschaft erkämpft. Deshalb rufen wir die ganze Welt auf, sich einzusetzen für den kurdischen Widerstand, der in seinem 45. Kampfjahr barbarischen und unmoralischen Angriffen ausgesetzt ist. Wir rufen alle Internationalistinnen und Internationalisten in der Welt auf, nach Rojava zu kommen und ihren Platz in unseren Reihen einzunehmen.“