Omar Souleyman wieder auf freiem Fuß

Der nach seiner Festnahme wegen Terrorvorwürfen in Abschiebehaft überstellte syrische Sänger Omar Souleyman ist wieder frei.

Der syrische Sänger Omar Souleyman ist wieder auf freiem Fuß. Er konnte bereits am Freitagabend das Flüchtlingslager Harran südöstlich der Provinzhauptstadt Riha (tr. Urfa) wieder verlassen, in das er nach seiner Festnahme überstellt worden war. Die Anordnung zur Freilassung kam vom Innenministerium.

Omar Souleyman war am Mittwoch bei einer Razzia der türkischen Militärpolizei (Gendarmerie) in der Kreisstadt Pira Reş (Karaköprü) festgenommen worden. Ihm wurde vorgeworfen, Mitglied in einer „Terrororganisation” zu sein – gemeint sind die Volksverteidigungseinheiten (YPG), die in der Türkei als „PKK-Ableger“ gelten. Zur Grundlage für die Beschuldigung hieß es, der 55-Jährige habe sich bei einem Konzert positiv über Abdullah Öcalan geäußert. Zudem soll er sich kürzlich im nordostsyrischen Autonomiegebiet aufgehalten haben. Muhammed Almasikh, der Sohn des Sängers, geht von einer „böswilligen Denunziation” gegen seinen Vater aus. 2019 war Omar Souleyman schon mal wegen vermeintlicher Terrorpropaganda im Zusammenhang mit angeblichen Äußerungen zu Öcalan in der Türkei festgenommen worden. Damals sei aber herausgekommen, dass „Neider“ ihn mittels eines Fake-Videos denunziert hatte. Mit derselben Masche sollte er offenbar auch jetzt wieder aus dem Verkehr gezogen werden.

Nach einer Nacht in Gewahrsam der Gendarmerie-Kommandantur war Omar Souleyman am Donnerstag in die Antiterrorzentrale der Polizei Urfa überstellt worden. Nach einer ärztlichen Haftfähigkeitsprüfung ordnete ein Gericht in Riha zwar seine Freilassung an, doch unmittelbar danach wurde er auf Betreiben des Guverneurs festgesetzt und in ein von der Militärpolizei kontrolliertes Flüchtlingslager gebracht – weil er eine „Gefahr für die öffentliche Sicherheit“ darstelle. Für Freitagfrüh war der Transport in das Abschiebezentrum in der Provinz Meletî angesetzt, das Innenministerium stoppte aber die Maßnahme. Inzwischen ist er wieder mit seiner Familie vereint, musste zuvor aber gegenüber Sicherheitskräften eine Erklärung abgeben.

Wer ist Omar Souleyman?

Omar Souleyman, der bürgerlich Omar Almasikh heißt, ist Araber und wurde 1966 in der westkurdischen Stadt Serêkaniyê (Ras al-Ain) im Norden von Syrien geboren. Seit 1994 ist der gelernte Maurer als Hochzeitssänger aktiv und zählt zu den bekanntesten Vertretern des Dabke-Sounds. Seine einzigartige Mischung aus elektronischen Klängen und der traditionellen Hochzeitsmusik in der Levante hat Omar Souleyman auch internationale Anerkennung eingebracht. Unter anderem arbeitete er mit Modeselektor, Björk und Damon Albarn, dem musikalischen Kopf der Gruppe Blur zusammen. Bei den meisten seiner mehr als 500 Platten, die bisher erschienen sind, handelt es sich um sogenannte Bootlegs.

Hauptsächlich besingt Omar Souleyman Liebe und Herzschmerz, viele seiner Songs singt er auf Kurdisch. Mit Alben wie Wenu Wenu von 2013 landete er große Erfolge, die ihm diverse internationale Auftritte bescherten. Im Dezember 2013 trat er bei der Übergabe des Friedensnobelpreises in Oslo auf. In Riha lebt Omar Souleyman seit zehn Jahren. Die Provinz liegt direkt gegenüber seiner Geburtsstadt Serêkaniyê, die seit Oktober 2019 von der Türkei und ihren dschihadistischen Verbündeten besetzt wird. Verlassen hat er seine Heimat 2011, nach Ausbruch der Syrien-Krise. Seinen Lebensunterhalt bestreitet Omar Souleyman unter anderem mit einer Bäckerei, die er in Riha betreibt. Die Bäckerei wurde vor zwei Jahren eröffnet und unterstützt täglich rund 200 bedürftige Familien, hauptsächlich Geflüchtete aus Syrien.