Hewraman zur UNESCO-Welterbestätte ernannt

Die UNESCO hat die Region Hewraman in Kurdistan zur Welterbestätte ernannt – zumindest teilweise. Gelistet wird nur die Region auf iranischem Staatsgebiet.

Die UNESCO hat 13 neue Welterbestätten ernannt, darunter auch Hewraman in Kurdistan. Die Region liegt zwischen den Städten Helebce, Merîwan und Pawe im Grenzgebiet zwischen Süd- und Ostkurdistan. Da das Gebiet von der irakisch-iranischen Staatsgrenze durchschnitten wird, hat die UNESCO nur die „Kulturlandschaft Hawraman/Uramanat (Iran)“ auf die Liste aufgenommen – obwohl die UN-Organisation für Bildung, Wissenschaft und Kultur die Welterbestätten als „grenzüberschreitend und transnational“ beschreibt.

40.000-jährige Besiedlung des Zagros-Gebirges

In der Mitteilung der UNESCO heißt es über Hewraman: „Bis zu 40.000 Jahre alte Pfade, Felsunterkünfte, Friedhöfe, Burgen und Inschriften erzählen von einer ununterbrochenen Besiedelung der Zagros-Berge, die sich konsequent an die unwirtliche Umgebung angepasst hat. Die kurdische Bevölkerung, die das Gebiet seit Jahrtausenden bewohnt, pflegt bis heute althergebrachte Lebens- und Arbeitsweisen, wie die Wanderweidewirtschaft, das saisonale Wohnen in Havars oder die Anlage steil abfallender Terrassen für Landwirtschaft und Siedlungsbau.“

Die Welterbekonvention von 1972

Grundlage für die Liste ist die UNESCO-Welterbekonvention von 1972. Im Rahmen der Umsetzung der Konvention fördert die UNESCO die Identifizierung, den Schutz, den Erhalt und die Vermittlung des Kultur- und Naturerbes weltweit. Der Welterbekonvention sind 194 Staaten beigetreten, sie hat universelle Gültigkeit. Seit den ersten Eintragungen 1978 wurden bis heute 1.120 Kultur- und Naturstätten weltweit in die UNESCO-Welterbeliste aufgenommen. Über die Eintragung von Stätten in die Liste entscheidet jährlich das zwischenstaatliche UNESCO-Welterbekomitee.

Kampagne für Hewramî in Südkurdistan

In Südkurdistan läuft seit einiger Zeit eine Kampagne für die Durchsetzung von Hewramî als Bildungssprache. Hewramî oder auch Hawramî ist der wichtigste Dialekt der kurdischen Sprache Goranî (Gûranî) und wird vor allem in Hewraman gesprochen. Hewraman gilt als Zentrum der Goranî-Kultur sowie als Schnittpunkt des heterodoxen und orthodoxen Islams in Kurdistan. Die Sprache der Region ist historisch eine wichtige Literatursprache und die erste der kurdischen Varietäten überhaupt, die geschrieben wurde. Im Laufe des 19. Jahrhunderts wurden die Goranî-Dialekte jedoch aus großen Teilen seines Sprachgebiets durch das Soranî verdrängt. Heute werden diese Varietäten nur noch von etwa 500.000 Menschen in Ost- und Südkurdistan gesprochen. Die Religionsgemeinschaft der Ahl-e Haqq (auch Kakai oder Yaresan) benutzt Goranî als Schriftsprache.