Guerillakämpferin Tavîn Tekoşîn in Besta gefallen

Die YJA-Star-Kämpferin Tavîn Tekoşîn ist im Widerstand gegen die türkische Armee in Besta gefallen. Sie hatte sich aus Deutschland der Guerilla angeschlossen und Südkurdistan in Kerkûk und Mexmûr gegen den IS verteidigt.

Die Guerillakämpferin Tavîn Tekoşîn ist im Widerstand gegen die türkische Armee in der Besta-Region gefallen. Das gab das Pressezentrum der Volksverteidigungskräfte (HPG) am Donnerstag in einer Mitteilung bekannt. Die Kämpferin der Verbände freier Frauen (YJA Star) gehörte einer siebenköpfigen Guerillaeinheit an, deren Mitglieder im Januar im Zuge einer breit angelegten Militäroperation in der nordkurdischen Provinz Şirnex (tr. Şırnak) ums Leben kamen. In ihrer Erklärung korrigieren die HPG zudem die Angaben aus einer früheren Meldung zu den Identitäten von fünf der Gefallenen. Nûda Arîn (bürgerlicher Name Zozan Öcal) sei fälschlicherweise anstelle von Tavîn Tekoşîn für tot erklärt worden. „Für diesen schwerwiegenden Fehler möchten wir uns bei der Familie unserer Freundin Nûda und unserem Volk aufrichtig entschuldigen“, so die HPG.

Die vollständige Identität von Tavîn Tekoşîn lautet:

Codename: Tavîn Tekoşîn

Vor- und Nachname: Sibel Çelik

Geburtsort: Deutschland

Namen von Mutter und Vater: Nazime – Hayri

Todestag und -ort: 23. Januar 2023 / Besta

Aktivistin der Revolutionären Jugendbewegung Kurdistans

Tavîn Tekoşîn wurde in Deutschland als Tochter einer aus Çewlîg (Bingöl) stammenden Familie geboren. Sie wuchs in einem patriotischen Elternhaus auf, das geprägt war von dem Wunsch, die kurdische Sprache, Kultur und Tradition gegen die Assimilationspolitik des kapitalistischen Systems zu verteidigen. Diese Tatsache war ihre erste bewusste Begegnung mit der Verbundenheit der Gesellschaft innerhalb und außerhalb Kurdistans zum kurdischen Befreiungskampf.

Politisiert in ihrem Zuhause, engagierte sich Tavîn Tekoşîn als Heranwachsende und junge Frau in den Reihen der europaweit organisierten Revolutionären Jugendbewegung Kurdistans. 2012 äußerte sie den Wunsch, in die Berge zu gehen. Der Krieg war in jenem Jahr besonders intensiv, allein im nördlichen Kurdistan führte das türkische Militär zwischen den Sommern 2011 und 2012 mehr als 350 Bodenoperationen gegen die Guerilla durch. Tavîn Tekoşîn hielt sich für eine Weile beim Jugenddachverband Komalên Ciwan auf und durchlief ein intensives Ausbildungsprogramm. Es fiel ihr nicht schwer, sich dem Leben in den Bergen und bei der Guerilla anzupassen.


„Hevala Tavîn befreite sich schnell von Merkmalen des kapitalistischen Systems, das den Fokus auf das Individuum legt, und bemühte sich aktiv und mit Erfolg um die Integration in das demokratische Gemeinschaftsleben der Guerilla. Ihr Kampf steigerte sich von Augenblick zu Augenblick und binnen kürzester Zeit gelang es ihr, sich von den Auswirkungen des Systems auf ihre Persönlichkeit zu befreien. Sie lenkte ihr Bewusstsein auf ihr eigenes Wesen und entwickelte sich zu einem freien Menschen. Diese Erfahrungen im Guerillaleben erweckten in ihr den Wunsch, in den militärischen Bereich zu wechseln. Ihr intensives Drängen beantworteten wir unserer Freundin Tavîn mit ihrem Einzug in den Kampf“, schreiben die HPG über die Kämpferin.

Kampf gegen den IS

Tavîn Tekoşîn gehörte den ersten Guerillaeinheiten an, die Südkurdistan 2014 im Zuge des Überfalls der Dschihadistenmiliz „Islamischer Staat“ (IS) gegen den Terror verteidigten. Lange Zeit kämpfte sie an den Fronten von Kerkûk und Mexmûr gegen den IS und prägte in ihrer Funktion als Angehörige der autonomen Frauenguerilla der PKK den Erfolg des Widerstands. Sie war federführend an zahlreichen Operationen und Aktionen gegen die Terrormiliz beteiligt, die HPG beschreiben sie als herausragende Persönlichkeit, die überall ihre Spuren hinterließ. Nach der Befreiung von Kerkûk und Mexmûr 2015 kehrte Tavîn Tekoşîn zurück in die Medya-Verteidigungsgebiete und ging nach Heftanîn. Rund ein Jahr hielt sie sich in dieser Region auf, wirkte am Widerstand gegen die türkische Besatzung mit und gab ihre Erfahrungen, die sie im Kampf gegen den IS gesammelt hatte, an ihre Freundinnen und Freunde weiter.


Mitglied im Zentralkomitee der PKK

Im Zentralkomitee der PKK widmete sich Tavîn Tekoşîn einem umfassenden Prozess der Intensivierung in den Bereichen Ideologie, Militär und Organisierung. Ihrem Wunsch entsprechend, den Widerstand gegen die Vernichtungsangriffe des türkischen Staates gegen den PKK-Vorsitzenden Abdullah Öcalan, die kurdische Gesellschaft und die Befreiungsbewegung auszudehnen, wurde sie nach Nordkurdistan versetzt. Sie ging nach Botan, einer Region, die als Zentrum des Guerillakampfes gegen die türkische Besatzung gilt. „Es war ihr ein sehnlicher Wunsch, als Kämpferin der YJA Star Kurdistan in Botan zu verteidigen. Mit Mut, Leidenschaft und Selbstlosigkeit nahm sie ihren Platz in den Reihen des Widerstands ein und hinterließ durch ihre aufopferungsvolle Teilnahme am Krieg einen tiefen Eindruck bei ihren Weggefährtinnen und Genossen. Jeden Moment war sie konzentriert im Kampf gegen den Feind, dem sie immer wieder schwere Schläge versetzte. Unser Beileid gilt der Familie von Hevala Tavîn, die den Kampf gegen den Feind in Botan episch und aufopfernd anführte, und dem gesamten patriotischen Volk Kurdistans.“