Weltweite Solidarität mit Demonstrierenden in Iran

Weltweit sind heute Menschen auf die Straße gegangen, um den von Frauen angeführten Aufstand in Rojhilat und Iran zu unterstützen. Auch in Deutschland gab es Aktionen in Solidarität mit dem Freiheitskampf gegen das klerikalfaschistische Mullah-Regime.

Am Samstag sind weltweit in mehr als hundert Ländern Menschen auf die Straße gegangen, um den von Frauen angeführten Volksaufstand in Rojhilat (Ostkurdistan) und Iran zu unterstützen. Auch in Deutschland gab es Aktionen in Solidarität mit dem Freiheitskampf gegen das klerikalfaschistische Mullah-Regime, der ausgelöst wurde durch den gewaltsamen Tod von Jina Mahsa Amini. Die 22-jährige Kurdin aus Seqiz (Saqqez) war am 13. September in Teheran von der „Moralpolizei“ festgenommen worden, weil sie gegen die islamische Kleiderordnung verstoßen haben soll. Auf einer Wache wurde sie zu Tode geprügelt. Seitdem wird das Land von einer massiven Protestwelle erfasst, die der herrschende Klerus mit purer Gewalt zu niederschlagen versucht. Mehr als 100 Demonstrierende wurden von Sicherheitskräften bisher ermordet, tausende sind verletzt oder in Haft.

„Mord an Jina war das Fanal, die Systemfrage zu stellen“

In Nürnberg demonstrierten in der Innenstadt kurdische und internationale Aktivist:innen und solidarisierten sich mit den Forderungen des von Kurd:innen initiierten Widerstands gegen Patriarchat und Femizide. Der Mord in Polizeigewahrsam an Jina Mahsa Amini war das Fanal, aufzubegehren und die Systemfrage zu stellen, so eine Aktivistin und fügte an: „Die Essenz einer freien Gesellschaft ist die Befreiung der Frau.“

Es sei kein Zufall, dass der Volksaufstand im Iran seinen Ausgang in Rojhilat hatte. Wegen jahrzehntelanger Unterdrückung sei die Gesellschaft in den kurdischen Gebieten politisiert und gut organisiert. Die kurdische Freiheitsbewegung habe eine lange Widerstandsgeschichte, und jetzt sei der Funke übergesprungen und habe die gesamte iranische Gesellschaft erfasst. Der Ruf „Jin – Jiyan – Azadî“ gehe um die Welt, wenngleich der Kern vielleicht noch nicht von allen verstanden wird, merkte die Sprecherin an und monierte: „In Berlin zum Beispiel posierten Frauen der CDU/CSU mit dieser Parole, während ihre Partei noch immer die kurdische Freiheitsbewegung kriminalisiert, die als die Mutter dieser Parole gilt. Das ist Heuchelei, und wir können dies nicht ernst nehmen.“

Die Demo wurde organisiert von Nawend - Kurdisches Kulturzentrum Nürnberg und dem Medya Volkshaus e.V. Etwas später folgten noch Hunderte dem Aufruf des iranischen Kulturvereins Khayam zu einer Mahnwache vor der Lorenzkirche, um die iranische Protestbewegung zu unterstützen.

Frankfurt: „Verurteilungen reichen nicht aus“

In Frankfurt am Main versammelten sich einige Dutzend Menschen zunächst zu einer Kundgebung auf dem Römer. Die Aktion fand unter dem Motto „Nieder mit dem Mullah-Regime! Für Frauenbefreiung, Gleichheit, Freiheit und Demokratie“ statt. Zu Beginn wurde eine Schweigeminute für Jina Mahsa Amini und alle vom Regime getöteten Protestierenden in Rojhilat und Iran gehalten. In kurdisch-, persisch- und deutschsprachigen Reden kritisierten Teilnehmende das ausbleibende Handeln der internationalen Politik angesichts des brutalen Vorgehens der iranischen Führung gegen die Volksrevolte. „Verurteilungen reichen nicht aus! Die internationale Gemeinschaft muss endlich konsequent handeln“, forderte eine Rednerin. Später gab es vor der Alten Oper eine Kundgebung mit weit mehr als 2.000 Menschen.


Tausende Menschen in Berlin

In Berlin haben rund 5.000 Menschen gegen die iranische Führung protestiert. Ein Protestzug mit rund 4.000 Teilnehmenden, darunter auch Aktivistinnen des kurdischen Frauenrats Dest-Dan, zog vom Oranienplatz in Kreuzberg nach Mitte. Bei einem zweiten Aufzug vom Bebelplatz durch das Regierungsviertel zählte das Organisationskomitee etwa 1.000 Menschen. Viele Demonstrierende trugen Bilder von Jina Mahsa Amini und anderen Personen, die bei der Volksrevolte in Iran und Rojhilat vom Regime getötet wurden. In Redebeiträgen wurden ein Ende des Blutvergießens und demokratische Reformen in dem Land gefordert. An die Bundesregierung wurde mit Blick auf die brutale Gewalt iranischer Streit- und Sicherheitskräfte gegen die Proteste appelliert, neue Sanktionen gegen das Regime zu erlassen, vor allem gegen die Eliten.


Hamburg: Volksrevolte in Rojhilat und Iran von jedem Ort der Welt verteidigen

Auch in Hamburg demonstrierten am Samstag tausende Menschen unter der Losung „Jin, Jiyan, Azadî“ in Solidarität mit der Volksrevolte in Iran gegen das dortige Herrschaftssystem und die systematische Diskriminierung von Frauen. Am Vormittag gab es auf dem Rathausmarkt eine Aktion, bei der Protestierende Plakate und eine Perücke mit roter Farbe auf den Boden legten.

Vor dem Hauptbahnhof startete später eine Demonstration zum Gänsemarkt, die von einem Block aus kurdischen und iranischen Initiativen, Gruppen und Parteien angeführt wurde, unter ihnen waren auch zahlreiche Internationalist:innen. „Weg, weg, weg - Mullahs müssen weg“ und „Frauen wollen Freiheit“, wurde immer wieder gerufen. Die Ethnologin und Buchautorin Anja Flach informierte über Lautsprecher über die Hintergründe des seit mehr als zwei Wochen in Iran andauernden Volksaufstands, auch eine Rednerin der iranischen Community sprach einige Worte zu den Demonstrierenden. Medya Rojhilat vom Frauenrat Rojbîn thematisierte die Rolle der Frauen bei der Revolte gegen das Regime. „Sie sind der zündende Funke, der die Revolution gegen dieses femizidale und genozidale Regime entfachen wird. Sie sind Hoffnung. Lasst uns diese Frauen überall auf der Welt unterstützen, damit sie ihr Ziel erreichen: Das mörderische Regime der Mullahs durch die Hand der Frauen zerschlagen.“


Unter den Teilnehmenden war auch Salah Hosseinpour von der PJAK (Partei für ein freies Leben in Kurdistan). Auch er appellierte an die internationale Öffentlichkeit und im Besonderen an die Gesellschaften Kurdistans, den Aufstand mit allen Kräften zu unterstützen: „Es ist die Zeit des Widerstands. Die Volksrevolte in Rojhilat und Iran muss von jedem Ort der Welt verteidigt werden.“