Fraueninitiative für Syrien
Die Mobilisierung der Fraueninitiative für Syrien für die Menschenkette in der Grenzprovinz Hatay ist mit einem finalen Aufruf abgeschlossen worden. Das lokale Bündnis „Frauen sind gemeinsam stark“ rief dazu auf, sich an der Protestaktion zu beteiligen, um auf die anhaltende Gewalt gegen Alawit:innen, insbesondere Frauen, an der syrischen Küste aufmerksam zu machen. Zum Auftakt soll es morgen eine Kundgebung vor dem Postamt im Kreis Samandağ mit anschließender Demonstration bis zum Hızır-Mausoleum geben. Danach wollen die Frauen weiter zur Grenze ziehen und eine Menschenkette bilden.
„Eine gezielte Auslöschung alawitischer Identität“
Der Aufruf des Bündnisses wurde im Rahmen einer Pressekonferenz im Koordinationszentrum des Gewerkschaftsbunds KESK bekanntgegeben. Vertreter:innen verschiedener Frauen- und Menschenrechtsorganisationen beteiligten sich daran.
In einer gemeinsamen Erklärung, vorgetragen von Hülya Kavuk, Mitglied des Parteirates der DEM, wurde auf die systematischen Übergriffe in Syrien hingewiesen. Alawit:innen würden gezielt ermordet, Frauen entführt, vergewaltigt oder getötet – ihre Schicksale blieben oft im Dunkeln. Kavuk kritisierte das Schweigen der internationalen Gemeinschaft scharf und sprach von einem gezielten Versuch, die ethnisch-religiöse Vielfalt des Nahen Ostens durch Gewalt zu zerstören.
„Was alawitische Frauen derzeit in Syrien erleben, ist nicht nur sexualisierte Gewalt, sondern auch ein Angriff auf ihre Identität und ihren Glauben“, sagte Kavuk. Das Ziel extremistischer Gruppen sei es, eine Gesellschaft zu schaffen, in der Frauen entrechtet und religiöse Vielfalt ausgelöscht werde. Der Vormarsch islamistischer Gruppierungen wie „Hayat Tahrir al-Sham“ (HTS), deren Kader die Übergangsregierung in Damaskus stellen, werde dabei von internationalen Akteuren mitgetragen, so die Kritik.
„Wir lassen uns nicht zum Schweigen bringen“
Die Veranstalter:innen betonten, dass sich mittlerweile rund 150 Frauenorganisationen der Initiative für die Frauen Syriens angeschlossen hätten. Sie betonten, mit der geplanten Menschenkette ihre Solidarität mit den Betroffenen von Gewalt zeigen zu wollen. „Unsere Trauer ist groß, doch unsere Wut ist größer“, so Kavuk. „Wir kommen aus den Schmerzen von Maraş, Sivas und Dersim – wir wissen, wohin Hass und Schweigen führen.“
Die Initiative rufe daher alle Frauen, Menschenrechtsorganisationen, Demokrat:innen sowie Vertreter:innen linker und sozialistischer Gruppen auf, sich der Aktion anzuschließen. „Was heute in Syrien geschieht, kann morgen uns alle betreffen. Deshalb sagen wir: Wir schweigen nicht, wir vergessen nicht, wir vergeben nicht – wir kämpfen für Gerechtigkeit, Frieden und ein freies Leben für alle Frauen.“
Die Menschenkette soll ein kraftvolles Zeichen gegen Feminizide, religiöse Verfolgung und politische Gleichgültigkeit setzen.