In Erinnerung an Max: Offenes Gedenken in Wuppertal

Die „Initiative gegen Polizeigewalt“ ruft für den 7. Dezember zu einem gemeinsamen offenen Gedenken in Wuppertal auf. Anlass ist der zweite Todestag von Max, der von der Polizei erschossen wurde.

Die „Initiative gegen Polizeigewalt“ ruft für den 7. Dezember zu einem gemeinsamen offenen Gedenken in Wuppertal auf. Anlass ist der zweite Todestag von Max. Der 25-Jährige wurde am 7. Dezember 2019 im Wuppertaler Stadtteil Wichlinghausen von mehreren Polizeischüssen getroffen. Mindestens eine Kugel hatte tödliche Folgen. Max starb kurze Zeit später im Helios-Universitätsklinikum Barmen an seinen Verletzungen.

Max ist einer von drei Wuppertalern, die in den letzten zwei Jahren bei einer „Maßnahme“ der Polizei ums Leben kamen. Der 35-jährige Alexander wurde im Juni dieses Jahres in seiner Wohnung durch drei Schüsse aus einer Maschinenpistole eines Polizisten getötet. Die Nachbarn hatten wohl die Polizei wegen Ruhestörung gerufen. Der 25-jährige Giórgos starb am 1. November in Polizeigewahrsam nach einer brutalen Festnahme. „Die Häufigkeit, in der Menschen in Wuppertal in Zusammenhang mit der Polizei sterben, ist schockierend“, so die „Initiative gegen Polizeigewalt“. Sie offenbare ein „gewaltiges Problem“, das in der Stadt im Bergischen Land bestehe.

Sechs Schüsse auf Max

Was war am späten Nachmittag des 7. Dezember 2019 mit Max passiert? Dazu teilt die Initiative mit: Laut Angaben der Presse soll der 25-Jährige gegen 17 Uhr bei mehreren geparkten Autos die Außenspiegel mit einem Hammer abgeschlagen haben. Anwohner:innen riefen die Polizei. Nach dem Eintreffen der alarmierten Streifenwagenbesatzung im Bereich der Eintrachtstraße/Arnoldstraße bleibt der weitere Verlauf unklar. Fest steht, dass der junge Mann mit sechs Schüssen in den Körper von der Polizeistreife (23 und 25 Jahre alt) niedergeschossen wurde und kurz darauf starb. Die Obduktion der Leiche bestätigte, dass die Kugeln der Polizei den Tod verursachten.

Betroffenheit in der Nachbarschaft

Die Betroffenheit unter den Nachbar:innen ist groß: – viele kannten Max und dessen Familie, die seit Jahren im Stadtteil Wichlinghausen wohnt. Anwohner:innen berichteten außerdem über die Situation, wie er nach den Schüssen am Boden liegt. Um ihn herum Polizist:innen, die keine erste Hilfe leisten. Das wirft weitere Fragen auf. Wie immer wurden die Ermittlungen wegen der tödlichen Schüsse „aus Neutralitätsgründen“ von der Ermittlungskommission des Polizeipräsidiums Hagen unter Leitung der Staatsanwaltschaft Wuppertal geführt. Öffentliche Angaben dazu, wie es zu den Schüssen mit Todesfolge kam und warum es den Beamt:innen nicht möglich war, den jungen Mann ohne Einsatz einer Schusswaffe in Gewahrsam zu nehmen, gibt es bis heute nicht. Das Ermittlungsverfahren gegen die beteiligten Polizist:innen wurde 2020 nach fast einem Jahr eingestellt.

Forderung nach einer lückenlosen Aufklärung

Einige Tage nach Max‘ Tod gedachte die „Initiative gegen Polizeigewalt“ mit rund 80 Menschen in Wuppertal-Barmen dem Verstorbenen und trug die Forderung nach einer lückenlosen Aufklärung des Polizeieinsatzes und der Beantwortung der offenen Fragen in die Öffentlichkeit. Polizei und Staatsanwaltschaft hatten sich nach den tödlichen Schüssen bedeckt gehalten. Die Initiative ging schon damals von Taktik aus, mit der das polizeiliche Verhalten als „Notwehr“ betitelt werden sollte und „unangenehme Fragen“ abzuwehren.

Sterben durch Polizei wird nicht von alleine aufhören

„Warum Max am 7. Dezember 2019 bei mehreren Autos die Außenspiegel abgeschlagen hat, darüber wollen wir nicht spekulieren. Denn für die Bewertung des Polizeieinsatzes spielt es keine Rolle. Stattdessen wollen wir an dieser Stelle die in der Westdeutschen Zeitung von Angehörigen veröffentlichte Traueranzeige zitieren:

Max

Unbewusst ins Unglück gerannt,

wirst du nun von Vielen verkannt.

Fremde Urteile sind vermessen,

Dein gutes Herz bleibt unvergessen.

Deine Liebsten immer wissen,

welch tollen Mensch sie jetzt vermissen!

Unser Max ist nicht mehr da und bleibt uns doch für immer nah!

In ewiger Liebe Deine Familie.

Das Sterben durch die Polizei wird nicht von alleine aufhören! Aber weltweit stellen sich immer mehr Menschen gegen die enthemmte und brutale Staatsgewalt! Wir sind nicht allein und wir werden mehr! Gemeinsam auf die Straße!“, so die „Initiative gegen Polizeigewalt“.

Das offene Gedenken für Max findet am Dienstag, den 7. Dezember, um 18:00 Uhr an der Ecke Eintrachtstraße/Arnoldstraße statt.