Hamburg: „Antikoloniale Attacke“ gegen rassistische Klimapolitik

„Antikoloniale Attacke“ hat in Hamburg mit 150 Menschen gegen rassistische Klimapolitik und koloniale Kontinuitäten protestiert. Scharfe Kritik richtet das Bündnis migrantischer und schwarzer Menschen gegen die Wasserstoffstrategie der Bundesregierung.

Die „Antikoloniale Attacke“ (AKA) hat am Sonnabend in Hamburg mit über 150 Menschen gegen die Klimapolitik des Globalen Nordens demonstriert. Die geplante Aktion des zivilen Ungehorsams fiel aus, dafür gab es eine Kundgebung mit Redebeiträgen, die eine Basis zum Kennenlernen und zur Vernetzung bildete. Am frühen Abend schloss sich das mehrheitlich von einer migrantisch und postmigrantischen Selbstorganisierung getragene Bündnis dann einer Kundgebung von „Lampedusa in Hamburg” an.

Die Antikoloniale Attacke ist ein Bündnis migrantischer und schwarzer Menschen, die sich zusammengeschlossen haben, um sich zu vernetzen, bestärken, gemeinsam zu kämpfen und in Solidarität mit ihren Geschwistern in ihren Heimatländern imperialistische Institutionen anzugreifen und zu blockieren. Dadurch wollen sie die Sichtbarkeit für BIPoC und ihre Kämpfe „in der deutschen weiß-dominierten sozialen Gerechtigkeitsbewegung” fördern, wie sie sagen.

Parallelen zur Kolonialzeit und Neokolonialismus

Das Bündnis solidarisiert sich mit allen, „die an den Auswirkungen dieser Klimapolitik schon heute leiden”. Es verweist dabei auf die Parallelen zur Kolonialzeit und auf Neokolonialismus in Form von Handelsabkommen, billigeren Produktionsbedingungen und globalen Machtgefällen. Dabei legt Antikoloniale Attacke den Fokus darauf, die rassistischen Strukturen innerhalb Deutschlands und grenzübergreifend offenzulegen.

Koloniale Gewalt von Hamburg als ‚Tor zur Welt‘ hat nie ein Ende gefunden

„Die koloniale Gewalt von Hamburg als ‚Tor zur Welt‘ hat nie ein Ende gefunden. Wirtschaftswachstum im Globalen Norden heißt für den Globalen Süden: Raub von Land und Ressourcen, Klimazerstörung, Grenzschließungen und Waffenlieferungen”, erklärte Bündnissprecherin Rokaya Hamid. Der deutsche Reichtum beruhe auf „kolonialer und neokolonialer Ausbeutung”. Deutschland nehme eine zentrale Rolle in der westlichen Kolonialgeschichte ein, die oft aus der Erzählung ausgelassen werde. „Dabei ist Kolonialismus sogar in Statuen und Straßennamen immer noch allgegenwärtig, obwohl das sehr leicht zu ändern wäre”, hob Hamid hervor.

Schämt ihr euch nicht, dass ihr eure Städte mit Kolonialdenkmälern schmückt?

Darauf wurde auch in einem Redebeitrag auf der Kundgebung aufmerksam gemacht, mit der Forderung nach einer „sofortigen Überwindung der neokolonialen Wirtschaft”. „Wir lassen es nicht zu, dass der Reichtum des Globalen Nordens weiterhin auf der schamlosen Ausbeutung des Globalen Südens basiert”, hieß es. Genug sei Genug. „Wir nehmen uns zurück, was uns und unseren Familien seit Generationen gestohlen wird. Wir fordern die Anerkennung von Genoziden, die Rückgabe von Kulturgütern, Reparationen, die Aufarbeitung der Kolonialsgeschichte. Schämt ihr euch nicht, dass ihr eure deutschen Städte mit Kolonialdenkmälern schmückt?”

Politik der neokolonialen Ausbeutung des Globalen Südens

AKA kritisiert auch die Wasserstoffstrategie der Bundesregierung, die massiv auf den Import von Wasserstoff aus dem Globalen Süden setzt. „Es ist naiv zu glauben, man könne am Dogma des Wirtschaftswachstums festhalten und müsse nur den Energieträger wechseln. Der Import von Wasserstoff raubt Energie und Wasser, z.B. aus dem Kongo. Hinter der Fassade der grünen Wasserstoffstrategie versteckt sich eine Politik der neokolonialen Ausbeutung des Globalen Südens“, äußerte Rokaya Hamid.

Mehr Informationen zu Antikoloniale Attacke finden sich unter https://linktr.ee/antikoloniale