Ende Gelände: Die Klimagerechtigkeitsbewegung ist stark wie nie

„Die Klimagerechtigkeitsbewegung wächst und ist international stark wie nie”, bilanziert Ende Gelände und erklärt das Aktionswochenende in Brunsbüttel für beendet. Im Camp angebrachte YPG/YPJ-Fahnen wurden derweil von der Polizei beschlagnahmt.

Das Bündnis Ende Gelände hat das Aktionswochenende für Klimagerechtigkeit für beendet erklärt. Mehr als 2.000 Aktivist:innen beteiligten sich nach Angaben der Bewegung an Blockaden im ChemCoast Park bei Brunsbüttel. In der Nachbarschaft von Produktionsanlagen der Öl- und Chemieindustrie ist dort ein Terminal für Fracking-Gas geplant. Bei Wind und Wetter blockierten die Aktivist:innen an wichtigen Stellen die Bahngleise zum ChemCoast Park. Die Blockaden wurden über Nacht bis zum Sonntag aufrecht erhalten. Ende Gelände fordert den sofortigen Ausstieg aus Gas, Öl und Kohle.

YPG/YPJ-Fahnen beschlagnahmt

Am Samstag hatten Aktivist:innen mit Kanus den Schiffsverkehr auf dem Nord-Ostsee-Kanal für mehr als zwei Stunden komplett zum Erliegen gebracht. Die Bundeswasserstraße gehört weltweit zu den meistbefahrenen künstlichen Wasserstraßen für Seeschiffe, die sich infolge der Blockade stauten. Nach Angaben von Ende Gelände sind 15 Beteiligte der Aktion von der Polizei Itzehoe in Gewahrsam genommen worden. Zuvor wurden die Kanus von einem Polizeiboot zum Kentern gebracht. Zwei Journalistinnen, die ebenfalls vor Ort waren, wurden in einer Polizeimaßnahme festgehalten. Wie das Legal Team von Ende Gelände mitteilte, sind zudem Fahnen der Volks-und Frauenverteidigungseinheiten YPG und YPJ beschlagnahmt worden. Auch ein öffentlicher Bus Richtung Itzehoe sei gestoppt und abgesucht worden.

Betroffener von Fracking-Gas unter Festgenommenen

Unter den festgenommenen Klimaaktivist:innen war auch Esteban Servat aus Argentinien. Servat, der aus der Fracking-Gas-Region Vaca Muerta kommt, musste Argentinien wegen staatlicher Repression und Todesdrohungen verlassen. „Die Gas- und Fracking-Industrie ist heute eine Fortsetzung kolonialer Formen der Ausbeutung: Die offenen Adern des globalen Südens bluten durch die Wasserwege Europas. Deshalb hatten wir beschlossen, den wichtigsten Kanal für Frachtverkehr in Europa zu blockieren“, berichtete Servat nach seiner Entlassung. Er habe aus Argentinien fliehen müssen, weil er sich gegen die Gasindustrie gewehrt hat. Jetzt droht ihm in Deutschland ein Verfahren. „Aber wir lassen uns nicht einschüchtern. Es ist Zeit für zivilen Ungehorsam“, so Servat.

Aktionswochenende Teil von „Shale must fall“

Das Aktionswochenende von Ende Gelände war Teil des globalen Aktionstages des Bündnisses „Shale must fall“ gegen Gas, Fracking und Kolonialismus. Neben den Blockadeaktionen in Brunsbüttel hatte Ende Gelände in Hamburg eine international besetze Podiumsdiskussion veranstaltet und mit dem Bündnis migrantischer und schwarzer Menschen „Antikoloniale Attacke“ (AKA) eine Demonstration organisiert. Zeitgleich fanden in Südamerika, Nordamerika und Europa in 13 Ländern 23 Aktionen gegen Fracking statt.

Ende Gelände zieht positive Bilanz

Joli Schröter und Elia Nejem, die Pressesprecher:innen von Ende Gelände, ziehen eine positive Bilanz: „Unser Aktionswochenende war sehr erfolgreich. Wir haben mit unseren Blockaden der Lüge vom sauberen Gas kurze Beine gemacht. Den Bau des Fracking-Gas-Terminals in Brunsbüttel werden wir nicht zulassen”, äußerte Schröter. „Der fossile Kapitalismus ist die Fortsetzung des Kolonialismus. Er sprengt die Grenzen des Planeten. Wir stellen das Leben über Wirtschaftswachstum und Profite. Deshalb kämpfen wir für Klimagerechtigkeit und eine sozial-ökologische Revolution. Wir haben an diesem Wochenende gezeigt: Eine andere Welt ist möglich! Die Klimagerechtigkeitsbewegung wächst und ist international stark wie nie! Wir werden den Klimakolonialismus stoppen“, fügte Nejem hinzu.